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Stories

Die Schönheit des Unvollkommenen

1. Januar 1970

In einer Welt, die von Perfektion getrieben ist, in der jedes Bild sorgfältig inszeniert und bearbeitet ist und Filter darüber gelegt werden, in dieser Welt geht die wahre Essenz einer Erinnerung manchmal verloren. Denn, eigentlich werden die schönsten Erinnerungen doch oft gar nicht in perfekten Fotos festgehalten, doch gerade diese sind es doch, die eine große Rolle dabei spielen, unseren Lieben nahe zu sein.

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Written by By Sally Douglas and Imogen Carn

Co-founders of Good Mourning

In einer Welt, getrieben von Perfektion, in der jedes Bild sorgfältig inszeniert und bearbeitet ist und Filter darüber gelegt werden, in dieser Welt geht die wahre Essenz einer Erinnerung manchmal verloren. Wir haben es alle schon einmal erlebt, dass wir versucht haben das ideale Foto zu machen, wir haben alle warten lassen, bis das Licht gut war, oder der Hintergrund uns gefallen hat.

Bis vor ein paar Jahren bedeutete fotografieren auch für uns, uns zurechtzumachen, zu posieren, das richtige Licht zu haben und sicherzustellen, dass alles "perfekt" aussah. Welch Katastrophe wäre da ein Kaffeefleck auf dem Oberteil, ein sich andeutendes Doppelkinn, oder ein leicht verwackeltes Bild gewesen. Einfach weil für uns nur ein perfektes Foto eines gewesen wäre, dass wir uns gern auch später angesehen hätten, nicht wahr?

Falsch.

"Denn, eigentlich werden die schönsten Erinnerungen doch oft gar nicht in perfekten Fotos festgehalten, doch gerade diese sind es doch, die eine große Rolle dabei spielen, unseren Lieben nahe zu sein."

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Als unsere Mütter nur wenige Monate auseinander verstarben, haben wir schnell realisiert, wie wichtig es eigentlich ist jeden Moment festzuhalten – egal, ob das Foto dazu perfekt ist. Oft sind es sogar die unperfekten Bilder – die, die wir eigentlich gern löschen würden – die Fotos, die in den glücklichsten Momenten entstehen. Diese sind es, die uns helfen unseren Lieben nahezustehen und die Erinnerungen an sie am Leben zu erhalten.


Für mich, Sal, hat sich die Perspektive darauf, was ein perfektes Foto ist, drastisch geändert, nachdem meine Mutter verstarb. Meine geliebte Mutter, Rose, lebte am anderen Ende der Welt. Da ich so weit von ihr entfernt lebte, hatte ich kaum aktuelle Fotos von uns beiden gemeinsam. Also sind die wenigen, die ich habe, unglaublich wertvoll für mich geworden -mit all ihren Fehlern.

Eines meiner liebsten Fotos mit meiner Mutter ist zum Beispiel das, in dem ich sie an ihrer Hochzeit zum Altar führe. Das Foto wurde nicht von dem Hochzeitsfotografen, sondern von einem Gast gemacht und meine Mutter spricht gerade und hat ihren Mund offen. Sie hat auf dem Foto nicht posiert und vielleicht ist es nicht das beste Bild. Aber, wenn ich auf das Foto schaue, bin ich direkt wieder in diesem Moment, so gehe ich wieder nervös in den botanischen Gärten von Sydney mit ihr Hand in Hand. Meine Mutter redet mit leiser Stimme mit mir und versucht gegen die Nervosität anzukämpfen. Ihre High Heels sanken damals in das weiche Gras, weshalb sie im Schneckentempo zum Altar ging. Dieses Foto hat für mich so lebhaft diesen Moment und unsere ganz besondere Bindung festgehalten, weshalb es für immer mein liebstes Foto von uns sein wird.

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"Ich hätte ihren Rat in meiner neuen Lebenssituation benötigt und ihre Abwesenheit hinterließ eine tiefe Leere in meinem Herzen."

Ich, Imogen, hatte eine ganz ähnliche Erfahrung, als auch meine Mutter verstarb. Sie nahm sich das Leben, als meine Tochter erst 9 Monate alt war. Dieser Tod war so unerwartet und verwandelte mein Leben in einen Alptraum. Ich hätte ihren Rat in meiner neuen Lebenssituation benötigt und ihre Abwesenheit hinterließ eine tiefe Leere in meinem Herzen.

Als junge Mutter hätte ich meine eigene Mutter als Ratgeberin gebraucht in diesem für mich ganz neuen und unbekannten Lebensabschnitt, ihre Abwesenheit hinterließ einen tiefen Riss in meinem Herzen. Ich war ohne sie vollkommen verloren und ich suchte in meinen Fotos mit ihr Trost und Verbundenheit. Die Fotos, auf denen sie mein kleines Mädchen, ihre Enkeltochter, hielt, sind für mich am aller wertvollsten. Mein Lieblingsbild ist das, auf dem meine Mutter das erste Mal Layla kurz nach ihrer Geburt auf dem Arm hält. Die leuchtende Freude auf ihrem Gesicht über die Ankunft ihrer ersten Enkeltochter leuchtet bis heute richtig auf dem Foto und beschreibt, was für eine unglaubliche, glückliche und liebende Person sie war. Sie schaut nicht in die Kamera, ihre Haare sind ein bisschen zerzaust - das Bild ist also recht weit davon entfernt davon ein "perfektes Foto" zu sein. Aber es hält einen Moment von ungebrochener Freude fest und es transportiert mich jedes Mal wenn ich es betrachte wieder zurück in diesen Moment mit ihr, dort im Krankenhauszimmer.

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Keines dieser Beispiele, die wir gerade mit euch geteilt haben, ist in irgendeiner Art retouschiert, aber für uns sind sie dennoch perfekt. Früher hätten wir diese Aufnahmen vielleicht gelöscht und mit einem besseren Bild ersetzt. Jetzt erst haben wir die Schönheit des Unvollkommenen erkannt, weil Ästhetik eigentlich nichts bedeutet. Was aber etwas bedeutet ist die wertvolle Erinnerung, die in dem Foto steckt.

Warte also nicht auf einen wichtigen Meilenstein, ein großes Event, den perfekten Moment, oder das beste Licht, um einen Augenblick festzuhalten. Versuche aktiv die alltäglichen, die wenigen perfekten Momente festzuhalten, denn wir wissen, dass die kleinen Momente genauso wertvoll sind, wie die großen. Also, fang an und mach ein spontanes Selfie, halte deinen Dienstagmorgen-Kaffee fest und mach die keine Gedanken über ein perfektes Bild.

"Ich weiß, dass es meiner Tochter, wenn sie erwachsen ist egal sein wird, ob meine Haare richtig sitzen, oder mein Outfit nicht perfekt ist. Sie wird sich viel mehr an die Qualität unserer gemeinsamen Zeit, die Momente, die wir festgehalten haben und die besondere Verbindung, die wir hatten erinnern."

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Ich, Imogen, habe es mir zur Angewohnheit gemacht alltägliche Momente mit meiner Tochter zu fotografieren. Selbst an den Tagen, an denen ich trauere, nicht besonders gut aussehe, oder Flecken auf meiner Kleidung habe - selbst dann mache ich ein Foto. Ich weiß jetzt, wie wichtig es ist auch das Unperfekte des Alltäglichen für uns beide festzuhalten, so hätte ich mir das auch mit meiner Mutter gewünscht. Ich weiß auch, dass meine Tochter, wenn sie erwachsen ist, sich darüber keine Gedanken machen wird, ob meine Haare etwas schlecht saßen, oder mein Outfit nicht perfekt war. Sie wird sich an die Zeit erinnern, die wir verbracht haben und welch besondere Beziehung wir damals zueinander hatten.


Wenn es eine Sache gibt, die uns die Trauer gelehrt hat, dann ist es der Fakt, dass unsere Handybibliothek vielleicht nicht voll von perfekten Fotos ist, sie uns aber dennoch daran erinnert, dass die wahre Schönheit von Erinnerungen nicht in ihrer Perfektion, sondern in ihrer Authentizität liegt. In der Unvollkommenheit finden sich die wahren Momente: das Lachen, die Liebe und die Verbundenheit.

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